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Während immer mehr Fachkräfte fehlen, arbeiten viele gerne als Helfer

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Der Fachkräftemangel hält Deutschlands Wirtschaft weiterhin in Atem. Fast jedes zweite Unternehmen im Land klagt darüber, nicht ausreichend qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Das liegt auch daran, dass Arbeitnehmer ihre Beschäftigung aufgeben und lieber als Helfer arbeiten.

Dieser Trend klingt auf den ersten Blick ungewöhnlich, doch offenbar lohnt er sich für die Betroffenen. Doch die Firmen sind davon alles andere als begeistert. Zahllose Branchen, wie Erzieher, Pfleger, Dachdecker oder Softwarespezialisten sind weiterhin höchst gefragt, doch die freien Stellen bleiben unbesetzt. Überall suchen Unternehmen nach neuen Mitarbeitern, finden sie jedoch nicht.

50 Prozent der befragten Firmen suchen Mitarbeiter

Das bestätigt auch eine neue Untersuchung des Münchner ifo-Instituts. Dieses befragte im Juli die Wirtschaft und kam zu dem Schluss, dass rund 50 Prozent aller Studienteilnehmer einen Mangel an Fachkräften verspüren. Damit nicht genug, gehen die Studienautoren davon aus, dass sich die Situation weiter verschärfen wird.

Schließlich handelt es sich bei dem jetzt erhobenen Wert um den höchsten seit Beginn der Erhebung im Jahr 2009. Viermal pro Jahr errechnen die Arbeitsplatzexperten eine Quote, doch noch nie war sie so hoch wie jetzt. War diese vor 13 Jahren noch bei zehn Prozent gelegen, stieg sie bereit 2019 auf 30 Prozent und hat nun mit genau 49,7 Prozent einen neuen Höchstwert erreicht.

Wohin sind die Beschäftigten verschwunden?

Die Situation stellt sich allerdings von Branche zu Branche unterschiedlich dar. Den höchsten Anteil verzeichnet die Dienstleistungsbranche mit 54,2 Prozent. Danach folgt das verarbeitende Gewerbe mit 44,5 Prozent, gefolgt vom Einzelhandel mit 41,9 Prozent, der Bauwirtschaft mit 39,2 Prozent und dem Großhandel mit 36,3 Prozent.

Dabei stellt sich die Frage, wo sind all die Fachkräfte hin verschwunden? Experten wie Politik verorten die Ursachen in zu geringer Bezahlung und wenig attraktiven Arbeitsbedingungen. Für Beschäftigte in Branchen wie der Gastronomie ist es oft attraktiver als ungelernte Helfer in anderen Bereichen der Wirtschaft zu arbeiten, als ihrem angelernten Beruf als Fachkraft nachzugehen.

Diese bisher gefühlte Wahrheit hat jetzt die Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in der Bundesagentur für Arbeit bestätigt. Doch der Trend kam keinesfalls überraschend. Wie die Zahlen beweisen, ist bereits seit dem Jahr 2015 ein Anstieg der Zahl der Beschäftigten in Helferpositionen zu verzeichnen.

Mehr als fünf Millionen in Helferpositionen

Dieser Anstieg verlief überdurchschnittlich schnell. Mittlerweile arbeiten mehr als fünf Millionen Beschäftigte in Deutschland auf Helferpositionen. Während immer mehr Fachkräfte fehlen, arbeiten viele gerne als Helfer. Das liegt daran, dass die Mitarbeiter in einigen Berufen als Hilfskräfte mehr Geld verdienen als in einer Reihe von Berufen auf Niveau einer Fachkraft.

Nur 8,7 Prozent der Hilfskräfte verdienen weniger als 1.500 Euro im Monat. Die Hälfte der Betroffenen kassiert bis zu 2.500 Euro. Mehr als 40 Prozent verdienen sogar mehr als 2.500 Euro pro Monat. Damit befindet sich das Lohnniveau im typischen Bereich von Fachkräften. Zwei Drittel kommen mit ihrem neuen Gehalt in einer Bandbreite zwischen 2.001 und 4.000 Euro zu liegen.

Angesichts dieser Zahlen ist es nicht verwunderlich, dass der Wirtschaft die Fachkräfte ausgehen, sobald die Rahmenbedingungen in einem Berufsfeld schlecht sind. Der finanzielle Anreiz, dem erlernten Beruf den Rücken zu kehren, ist einfach zu groß. Besonders attraktiv erweisen sich dabei der Bau, die Industrie, die Entsorgung und die Chemie. Dort erreichen die mittleren Bruttogehälter für Hilfskräfte mehr als 3.100 Euro. Hier müssen nun vor allem jene Branchen ansetzen, die als wenig attraktiv für Fachkräfte gelten.

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