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Flucht aus der Pflege: Warum Pflegekräfte hinschmeißen

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Pflegekraft

In manchen Fernsehdokumentationen werden misshandelte Senioren in Pflegeheimen gezeigt und überarbeitete Pflegekräfte, die so ausgebrannt sind, dass sie teilweise mit 40 in Frührente geschickt werden. Die Pflegebranche ist zunehmend in einer Krise. Während einerseits der Umsatz mit pflegebedürftigen Menschen steigt, sinkt gleichzeitig das Umsatzpotenzial durch fehlendes Pflegepersonal.

 

Pflegeberuf kaum organisiert

Im Jahr 2013 gab es nach Angaben des statistischen Bundesamtes 13.030 Pflegeheime mit über 902.000 Pflegeplätzen. Noch im Jahr 2011 gab es 2000 Pflegeheimanbieter weniger. Immer weniger Pflegepersonal muss immer mehr Arbeit verrichten. Auf der Strecke bleiben sowohl Pflegebedürftigen wie auch das Pflegepersonal selbst. Das Interesse am Beruf der Altenpflege sinkt indes stetig. Dabei gibt es in kaum einer Berufsgruppe so gute Berufsperspektiven wie in der Pflege. Gerade der Nimbus anderen Menschen helfen zu wollen, ist gleichzeitig auch eine der größten Schwächen des Berufszweiges. Denn kaum eine Berufsgruppe ist gewerkschaftlich so schlecht organisiert wie die Pflege. Menschen helfen zu wollen ist der Antrieb und genau dieser Antrieb wird von den Betreibern von Pflegeeinrichtungen ausgenutzt.

 

Mittlerweile wird nahezu jeder eingestellt, unabhängig von der Eignung

Der bekannteste Kämpfer für eine gerechte Pflege ist Claus Fussek, der bereits seit 40 Jahren für bessere Bedingungen für alte Menschen kämpft. Während der 62-jährige bei Heimbetreibern ein rotes Tuch darstellt, ist er für zahlreiche Pflegekräfte einer der wenigen, der sich für bessere Bedingungen in der Pflege einsetzt. Insbesondere die Tatsache, dass mittlerweile in den Pflegeberufen nahezu jeder arbeitswillige eingestellt wird, egal ob er eine persönliche Eignung für den Beruf hat oder nicht, stellt nach Angaben von Fussek ein großes Problem dar. Während noch vor 30 Jahren der Pflegeberuf ein Traumberuf war und es lange Wartelisten für Pflegefachschulen gab, wird heute jeder Ausbildungsplatz mit arbeitswilligen gefüllt. Eine Auswahl nach Qualifikation oder Neigung findet kaum noch statt.

 

Pflegenotstand: Ein Teufelskreis

Darunter leidet einerseits die Pflege insgesamt, andererseits aber auch der Pflegeberuf. Denn durch die steigende Belastung des Pflegepersonals, insbesondere des examinierten Pflegepersonals in Altenheimen sinkt zugleich die Attraktivität des Berufs. Massenweise Überstunden und das Verrichten des Dienstes trotz Erkrankungen sind an der Tagesordnung. Deshalb ist es kein Wunder, wenn die Pflegekraft, die noch vor wenigen Wochen einen alten Menschen gepflegt hat nun so ausgebrannt es, dass sie sich als selbst Pflegebedürftige Person neben den alten Menschen gesellen kann. Wer im Beruf bleibt, arbeitet bis zur völligen Erschöpfung. Die Belastung der verbleibenden Mitarbeiter steigt weiter, ein Teufelskreis, aus dem nur ein generelles Umdenken sowohl bei den Betreibern von Pflegeeinrichtungen wie auch in der Politik einen Ausweg versprechen.

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