Weitere Karriere-News

Die Deutschen sollen 100 Stunden pro Jahr mehr arbeiten

von

Der demografische Wandel wird in Deutschland verstärkt spürbar. Ökonomen schlagen Alarm und fordern, dass die Arbeitszeit angehoben wird, sonst gerät der Wohlstand in Gefahr.

Der Fachkräftemangel ist bereits seit längerer Zeit in zahlreichen Branchen sicht- und spürbar. Seit der Pandemie hat er sich noch weiter verschärft. Trotz aufziehender Wirtschaftskrise bleiben die Arbeitslosenzahlen weiterhin niedrig. Das deutet auf einen Mangel an Arbeitskräften hin.

42 Stunden pro Woche?

Ökonomen, wie der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaft, Michael Hüther, fordern daher jetzt Reformen, um diesen Trend entgegenzuwirken. Seiner Meinung ist dabei klar: Die Deutschen sollen 100 Stunden pro Jahr mehr arbeiten. Folgt man diesem Vorschlag, dann würde die Wochenarbeitszeit auf 42 Stunden klettern. Die Gewerkschaften haben damit naturgemäß wenig Freude.

Doch Vorschläge, für die Abfederung des demografischen Wandels und des damit verbundenen Fachkräftemangels, sind dringend gesucht. Das zeigt sich auch an der Erwerbsquote in Deutschland. Diese liegt aktuell bei den 20- bis 64-Jährigen bei 80 Prozent. Der Ökonom Hüther begründet seinen Vorstoß damit, dass Deutschland rechnerisch zwei Stunden weniger arbeiten würde als die Schweizer.

Überalterung der Gesellschaft

Würde man seinem Vorschlag folgen, dann könnte man bis zum Jahr 2030 rund 4,2 Milliarden Arbeitsstunden ersetzen. Diese gehen durch die Überalterung der Gesellschaft in Deutschland verloren. Sein Vorschlag ist nicht neu und erhielt schon in der Vergangenheit Unterstützung durch die Industrie. Die Gewerkschaften hingegen bezeichneten die Ausweitung der Arbeitszeit als billige Scheinlösung ohne sozialen Kompass.

Doch der Fachkräftemangel ist nicht mehr wegzudiskutieren. Er wird, wenn nicht bald Lösungen gefunden werden, zu einem Wohlstandsverlust führen. Die deutsche Gesellschaft altert, das lässt sich nicht mehr ignorieren. Der Anteil jener Menschen, die 65 Jahre und älter sind, wird seit den 1960-Jahren immer größer. Damals befand sich noch jeder zehnte Bundesbürger in dieser Altersgruppe, mittlerweile ist es jeder Fünfte. Wenn es so weiter geht, dann wird im Jahr 2060 jeder Dritte über 65 Jahre alt sein.

10 Millionen weniger Erwerbstätige

Die große Herausforderung der Unternehmen besteht mittlerweile darin, ausreichend junge Arbeitskräfte zu finden. Das gilt nicht nur für die Gastronomie oder die Beherbergungsbetriebe, sondern immer öfter auch für das Handwerk und die Industrie.

Im schlechtesten Fall wird die Zahl der Erwerbstätigen bis zum Jahr 2030 um weitere vier Millionen Beschäftigte sinken. 2060 würde sich diese Zahl auf 10 Millionen erhöhen. Dann würden nur noch 31,5 Millionen Menschen in Deutschland arbeiten.

Finanzierung des Rentensystems gefährdet

Doch auf einer ausgewogenen Mischung basiert nicht nur ein funktionierender Arbeitsmarkt, sondern auch das Rentensystem. Immer weniger Beschäftigte müssen jetzt die finanzielle Last der Renten tragen. Das kann nicht lange funktionieren. Experten warnen daher davor, dass diese Entwicklung die Finanzierung des Rentensystems gefährdet.

Dies zeigt sich an einem einfachen Vergleich. In den letzten 30 Jahren ist die Zahl der Beitragszahler für das Rentensystem um 20 Prozent gestiegen, doch die Zahl der Altersrentner ist im gleichen Zeitraum um 55 Prozent nach oben geklettert. Dafür verantwortlich ist auch die gestiegene Lebenserwartung. Doch diese Entwicklungen wurden bisher von der Politik zumeist ignoriert.

Eine Lösung könnte die Anhebung der Wochenarbeitszeit sein. Darüber hinaus schlägt der Ökonom ein flexibles Rentenantrittsalter vor. Wer länger arbeiten möchte, soll dies auch tun können.

Weitere Karriere-News

Zurück