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Deutschland hat weiter Nachholbedarf bei anonymisierten Bewerbungen

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Dabei haben Studien längst bewiesen, dass anonymisierte Bewerbungen für fairere Chancen sorgen. Schließlich haben es Bewerber mit ausländischen Namen zumeist schwerer, wenn sie sich um einen Job bewerben.

Angaben ohne Alter und Geschlecht

Untersuchungen zeigen, dass sie auch hierzulande bei gleicher Qualifikation mehr Bewerbungen verfassen müssen, bis eine davon erfolgreich ist. Die Erfahrung zeigt, dass rund ein Viertel aller Diskriminierungserfahrungen im Arbeitsleben bereits bei der Bewerbung gemacht werden.

Die Lösung dafür sind anonymisierte Bewerbungen. Dabei sieht der Personalchef also beispielsweise weder Alter noch Geschlecht. Deutschland hat weiter Nachholbedarf bei anonymisierten Bewerbungen, das ist vor allem im englischsprachigen Raum anders. Die USA oder Großbritannien haben bereits in den 1960 Jahren einzelne Aspekte aus den Bewerbungen entfernt. Dies gilt beispielsweise für das Foto des Bewerbers.

Personalverantwortliche sind von ihrer Arbeit überzeugt

In Deutschland scheuen viele Unternehmen noch vor diesem Verfahren zurück, weil es einen Mehraufwand bedeutet. Die Firmen benötigen neue Formulare, manche Angaben müssen geschwärzt werden. Das kommt jedoch nicht immer gut an.

Schließlich sind die Personalverantwortlichen zumeist von der Qualität ihrer Auswahlarbeit überzeugt und würden Diskriminierung von sich weisen. Sie glauben nicht, dass sie einer Voreingenommenheit bei der Auswahl der Bewerber unterliegen. Doch auch die Bewerber selbst haben die Vorteile noch nicht für sich erkannt. Sie sehen beispielsweise im beiliegenden Foto die Möglichkeit, sich entsprechend zu inszenieren und so einen Vorteil herauszuarbeiten.

Untersuchung zeigte Chancengleichheit auf

Doch die Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat bereits vor zehn Jahren herausgefunden, dass eine vollständige Chancengleichheit nur bei anonymisierten Bewerbungen sichergestellt ist. Die Untersuchung wurde damals in Zusammenarbeit mit Unternehmen und Verwaltungsstellen durchgeführt und zeigte auf, dass auch Frauen bessere Chancen auf eine Einladung zu einem Bewerbungsgespräch haben, wenn sie sich anonymisiert vorstellen.

Doch der dabei zu erwartende Aufwand schreckt viele Unternehmen ab. Das betrifft vor allem kleine und mittlere Unternehmen. Dort ist das Recruiting kein professionelles Geschäft, die Unternehmen lehnen daher ein aufwendigeres Verfahren ab. Sogar der Fachkräftemangel gilt als mögliches Hindernis bei der Einführung, denn zahlreiche Unternehmen glauben, dass sie mit einer Anonymisierung zu wenig Bewerbungen erhalten würden. Deutschland hat weiter Nachholbedarf bei anonymisierten Bewerbungen.

Signal für Offenheit

Doch diese könnte auch als Signal verstanden werden. Immerhin gibt ein Unternehmen so zu verstehen, dass es offen für alle Gruppen der Gesellschaft ist und Diversität fördern möchte. Noch immer sind viele Angaben in Bewerbungen freiwillig. Die meisten Mitarbeiter geben Geburtsdatum, Familienstand und ihr Geschlecht freiwillig preis und achten darauf, dass der Bewerbung ein Foto beiliegt.

Doch der Widerstand beginnt nun auch in Deutschland zu bröckeln. Große Konzerne wie Procter & Gamble, sowie die Deutsche Telekom und Bayer haben sich an einem Pilotprojekt beteiligt und lassen die dort gewonnenen Erkenntnisse in ihr Recruiting einfließen. Bayer möchte beispielsweise ab November dieses Jahres ein anonymisiertes Bewerbungsverfahren einführen. Dann erhält jene Führungskraft, die eine Stelle ausschreibt, nur noch Angaben zur Qualifikation und zur Berufserfahrung.

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