Arbeitszeugnis Formulierungen

Arbeitszeugnisse auf dem Tisch

Arbeitszeugnis Formulierungen

Ein Arbeitszeugnis ist ein schriftliches Dokument, das von einem Arbeitgeber an einen Arbeitnehmer ausgestellt wird, um dessen Leistungen, Verhaltensweisen und Arbeitsethik während der Beschäftigungszeit zu beurteilen. Es kann sowohl positiv als auch negativ sein und ist oft ein wichtiger Faktor bei zukünftigen Bewerbungen.

Ein Arbeitszeugnis sollte fair, genau und objektiv sein und alle wichtigen Aspekte der Leistung und des Verhaltens des Arbeitnehmers während seiner Beschäftigungszeit widerspiegeln. Es ist wichtig, dass ein Arbeitszeugnis keine falschen oder irreführenden Informationen enthält, die den Ruf oder die Karriere des Arbeitnehmers beeinträchtigen könnten, jedoch genau das passiert oft durch Formulierungen im Arbeitszeugnis, die versteckte Botschaften übermitteln.

Versteckte Botschaften im Arbeitszeugnis beziehen sich auf subtile Andeutungen oder negative Ausdrücke, die von einem Arbeitgeber in einem Arbeitszeugnis verwendet werden, um eine negative Bewertung oder Meinung über den Arbeitnehmer auszudrücken, ohne es explizit zu sagen. Diese versteckten Botschaften können auch als "Geheimcodes" bezeichnet werden und können von einem potentiellen neuen Arbeitgeber gelesen und entschlüsselt werden.

Deswegen haben wir eine Reihe von Beispielen für Formulierungen im Arbeitszeugnis in einer Liste nach Schulnoten zusammengestellt:

 

Musterbeispiele von Arbeitszeugnis Formulierungen in Noten

Note 1

  • "Während [Zeitraum des Arbeitsverhältnisses] war [Name des Mitarbeiters] ein unverzichtbarer Bestandteil des [Name des Unternehmens]. [Name des Mitarbeiters] hat sich in jeder Hinsicht als hervorragender Mitarbeiter erwiesen und hat durch seine außergewöhnliche Leistung, seine Kompetenz und seine positive Einstellung zu unserem Unternehmen beigetragen. Als [Position des Mitarbeiters] hat [Name des Mitarbeiters] immer herausragende Ergebnisse erzielt und hat sich stets für die Verbesserung unserer Geschäftsabläufe und Prozesse eingesetzt. [Name des Mitarbeiters] ist ein ausgezeichneter Teamplayer, der stets bereit war, seine Kollegen zu unterstützen und hat durch seine hervorragenden Kommunikationsfähigkeiten und seine Integrität einen sehr positiven Einfluss auf das Arbeitsklima gehabt."
  • "Herr/Frau [Name] hat sich in ihrer [Zeit bei dem Unternehmen] durch eine herausragende Leistungsbereitschaft und Fachkompetenz ausgezeichnet. In allen ihr übertragenen Aufgaben hat sie sich durch Eigeninitiative, Verantwortungsbewusstsein und Zuverlässigkeit hervorragend ausgezeichnet. Besonders beeindruckend war ihre Fähigkeit, auch komplexe Projekte erfolgreich zu leiten und zu realisieren. Dabei hat sie stets ein hohes Qualitätsbewusstsein und ein ausgeprägtes Augenmerk für Details bewiesen."
  • "Herr/Frau [Name] hat während seiner/ihrer Tätigkeit bei uns stets verantwortungsbewusst und zuverlässig gearbeitet. Seine/Ihre Leistungen haben stets unsere Erwartungen übertroffen und er/sie hat sich außergewöhnlich engagiert eingebracht. Herr/Frau [Name] hat sich als äußerst teamorientierter und lösungsorientierter Mitarbeiter/in erwiesen, der/die auch in hektischen Situationen stets einen kühlen Kopf bewahrt hat. Dank seiner/ihrer ausgezeichneten Fähigkeiten und seines/ihres Engagements war er/sie eine überaus wertvolle Stütze für unser Team."
  • "Herr/Frau [Name] hat sich in seiner/ihrer Rolle besonders schnell eingearbeitet. Er/Sie hat ein sehr gutes Verständnis für die Anforderungen unseres Unternehmens und seiner/ihrer Aufgabenbereiche gezeigt und seine/ihre Aufgaben stets sorgfältig und überaus zuverlässig ausgeführt. Herr/Frau [Name] verfügt über ein sehr gutes Organisationstalent und konnte dadurch Prozesse effizient gestalten. Wir haben ihn/sie als sehr kreativen und innovativen Mitarbeiter/in schätzen gelernt, der/die immer wieder neue Lösungsansätze eingebracht hat."
  • "Herr/Frau [Name] hat bei uns eine exzellente Leistung erbracht. Er/Sie hat sich stets mit vollem Einsatz für das Unternehmen und seine/ihre Aufgaben eingesetzt und hat dadurch einen wichtigen Beitrag zum Unternehmenserfolg geleistet. Seine/Ihre Arbeitsweise war stets von hoher Professionalität und Effizienz gekennzeichnet. Herr/Frau [Name] hat ein hervorragendes Verständnis für die Bedürfnisse unserer Kunden gezeigt und hat dank seiner/ihrer ausgeprägten Kommunikationsfähigkeiten erfolgreich Projekte betreut und zum Abschluss gebracht."
 

Note 2

 
  • "Während [Zeitraum des Arbeitsverhältnisses] hat [Name des Mitarbeiters] stets eine gute Leistung bei [Name des Unternehmens] erbracht. [Name des Mitarbeiters] hat sich schnell in seine Aufgaben als [Position des Mitarbeiters] eingearbeitet und hat stets überdurchschnittliche Ergebnisse erzielt. [Name des Mitarbeiters] hat ein ausgeprägtes Verständnis für unsere Geschäftsabläufe und Prozesse gezeigt und hatte neue Ideen. Zudem hat [Name des Mitarbeiters] eine positive und teamorientierte Einstellung an den Tag gelegt und hat sich stets für die Belange des Unternehmens eingesetzt."
  • "Der Mitarbeiter hat sich durch seine guten Fähigkeiten in [Skill X] ausgezeichnet und hierbei immer zuverlässig und effektiv gearbeitet. Er überzeugte uns bei der Umsetzung der Aufgaben und hat dabei kreative Lösungen eingebracht."
  • "Der Mitarbeiter hat in [Aufgabenbereich Y] eine gute Leistung erbracht. Durch sein fundiertes Fachwissen und seine organisatorischen Fähigkeiten hat er Projekte zuverlässig zum Erfolg geführt."
  • "Der Mitarbeiter hat stets eine gute Teamarbeit geleistet und dabei eine hohe soziale Kompetenz bewiesen. Er hat sich stets für die Interessen des Teams eingesetzt und hat hierbei auch konstruktive Beiträge geleistet."
  • "Der Mitarbeiter hat sich durch seine Einsatzbereitschaft und seine Flexibilität in besonderem Maße ausgezeichnet. Er erledigte Aufgaben stets selbstständig mit großer Sorgfalt und Genauigkeit"
  • "Der Mitarbeiter hat auch im Stresssituationen eine ruhige und überlegte Arbeitsweise bewiesen. Er hat hierbei stets eine hohe Motivation gezeigt und ist hierbei immer seinen Aufgaben nachgekommen."
 

Note 3

 
  • "Während [Zeitraum des Arbeitsverhältnisses] hat [Name des Mitarbeiters] seine Aufgaben als [Position des Mitarbeiters] bei [Name des Unternehmens] zu unserer vollen Zufriedenheit ausgeführt. [Name des Mitarbeiters] hat sich stets für unsere Kunden eingesetzt und ihnen eine freundliche und effiziente Dienstleistung angeboten. [Name des Mitarbeiters] hat die ihm übertragenen Aufgaben zuverlässig und verantwortungsbewusst ausgeführt und die Leistung entsprach den Erwartungen"
  • "Herr/Frau [Name] hat sich stets mit Engagement und Einsatzbereitschaft in das Aufgabengebiet eingebracht. Durch seine/ihre sorgfältige und zuverlässige Arbeitsweise konnten wir wichtige Projekte erfolgreich umsetzen. Seine/ihre teamorientierte und kommunikative Art hat zu einer positiven Zusammenarbeit beigetragen."
  • "Herr/Frau [Name] verfügt über fundierte Fachkenntnisse und konnte diese stets zielgerichtet und effektiv einsetzen. Er/Sie hat sich selbstständig mit neuen Herausforderungen auseinandergesetzt und kreative Lösungen entwickelt. Durch seine/ihre Lernbereitschaft und Eigeninitiative hat er/sie sich stetig weiterentwickelt."
  • "Herr/Frau [Name] hat eine verantwortungsvolle Aufgabe übernommen und diese zu unserer Zufriedenheit ausgeführt. Durch seine/ihre proaktive Arbeitsweise und sein/ihr Verständnis für die Bedürfnisse unserer Kunden konnten wir erfolgreich Geschäftspartnerschaften aufbauen und pflegen."
  • "Herr/Frau [Name] hat ein positives Arbeitsklima geschaffen und durch seine/ihre freundliche und hilfsbereite Art einen Beitrag zu unserer Teamzusammenarbeit geleistet. Seine/ihre Fähigkeit, komplexe Sachverhalte verständlich zu kommunizieren, hat uns in vielen Situationen unterstützt."
  • "Herr/Frau [Name] hat seine/ihre Arbeitszeit flexibel und verlässlich organisiert und konnte auch unter hohem Arbeitsdruck eine gute Leistung erbringen. Durch seine/ihre organisatorischen Fähigkeiten und sein/ihr Engagement konnten wir Termine und Projekte ordnungsgemäß erledigen."
 
Hinweis: Wir haben die Schulnoten "4" (ausreichend), "5" (ungenügend) sowie "6" (mangelhaft) nur der Form halber aufgeführt, denn von einer halbwegs professionellen Personalabteilung werden sie diese Formulierungen kaum erhalten, da Personaler wissen, dass diese von den Arbeitnehmern mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit angefochten werden.
 

Note 4

 
  • "Der Arbeitnehmer hat seine Aufgaben grundlegend erfüllt, aber es gab gelegentlich Probleme bei der Umsetzung von Anforderungen. Er hat sich bemüht, aber es bedurfte manchmal Nachhilfe oder Unterstützung von Kollegen. Die Zusammenarbeit war insgesamt ausreichend, aber es gab auch Momente, in denen es zu Konflikten oder Verzögerungen kam. Insgesamt war die Leistung des Arbeitnehmers ausreichend."
  • "Der Arbeitnehmer hat sich in allen ihm übertragenen Aufgaben engagiert und zuverlässig eingebracht. Insbesondere konnte er mit seinem Fachwissen und seiner Erfahrung bei der Lösung von Problemen unterstützen und zu ausreichenden Ergebnissen beitragen."
  • "Der Arbeitnehmer erledigte seine Aufgaben motiviert und gewissenhaft."
  • "Der Arbeitnehmer zeigte Engagement in ausreichendem Maße."
  • "die Zusammenarbeit mit Vorgesetzten und Mitarbeitern verlief meist reibungslos"
  • "Bei der Erledigung seiner Aufgaben bemühte Herr XXX sich um Sorgfalt."
  • "Die Anpassung an neue Arbeitssituationen erfolgte im geforderten Maße."
  • "Der Arbeitnehmer zeigte keine Unsicherheiten bei der Ausführung seiner Aufgaben"
 

Note 5

 
  • "Der Arbeitnehmer hat nicht immer seine Aufgaben vollständig erfüllt. Es gab häufige Probleme bei der Umsetzung von Anforderungen und manchmal fehlte das notwendige Engagement. Die Zusammenarbeit mit Kollegen war oftmals mangelhaft und es kam häufig zu Konflikten oder Verzögerungen. Die Leistung des Arbeitnehmers war insgesamt mangelhaft und es bedurfte häufiger Unterstützung und Nachhilfe."
  • "Der Mitarbeiter konnte unsere Qualitätsstandards nicht immer erfüllen."
  • "Der Mitarbeiter hat seine Arbeitsaufgaben oftmals termingerecht erfüllt."
  • "Der Mitarbeiter wollte die Arbeitsprozesse stets korrekt einhalten."
  • "Die Leistung des Mitarbeiters war nicht immer auf dem gewünschten Niveau."
  • "Der Mitarbeiter hatte manchmal Schwierigkeiten gut im Team zu arbeiten."
 

Note 6

 
  • "Der Arbeitnehmer hat seine Arbeitsaufgaben in ungenügendem Maße erfüllt. Es gab häufig Fehler und Mängel in der Arbeitsleistung, die auch nach mehrmaliger Korrektur nicht behoben werden konnten. Die Zusammenarbeit mit Kollegen und Vorgesetzten war schwierig und es kam oft zu Konflikten oder Missverständnissen. Insgesamt war die Leistung des Arbeitnehmers ungenügend und es bedurfte eines intensiven Coachings und ständiger Überwachung."
  • "Der Mitarbeiter hat seine Arbeitsaufgaben nicht termingerecht erfüllt."
  • "Seine Geselligkeit trug zur Verbesserung des Betriebsklimas bei"
  • "Der Mitarbeiter hatte Schwierigkeiten, sich an die Arbeitsprozesse zu halten."
  • "Es gab häufig Kommunikationsprobleme mit dem Mitarbeiter."
  • "Der Mitarbeiter hatte Schwierigkeiten im Team."
  • "Es gab häufig Kommunikationsprobleme mit dem Mitarbeiter."
  • "Der Mitarbeiter hielt keine Deadlines ein."
  • "machte sich mit großem Elan an die ihr übertragenen Aufgaben"
  • "war in der Lage seine Meinung zu vertreten"
  • "war bestrebt sich neuen Situationen anzupassen"
  • "Der Mitarbeiter wollte sich nicht an unsere Arbeitsabläufe anpassen."
 
Beachte: Die Formulierungen sind aus dem Zusammenhang gegriffen und beim Schreiben eines Arbeitszeugnisses gilt es immer den Zeugnisaufbau einzuhalten.
 
 
kleines Personalbüro
 

Alles schlechter als die Note "3" (befriedigend) ist eigentlich unrechtmäßig

Leider hat sich die Zeugnissprache inzwischen dergestalt weiterentwickelt, dass sie in immer mehr Übertreibungen des "Wohlwollens" ausartet. Arbeitnehmer wollen nur noch gute oder sehr gute Arbeitszeugnisse ausgestellt bekommen, jedoch hat das Bundesarbeitsgericht hier 2014 einen kleinen Dämpfer erteilt.
 

Gerichtsurteil: Besser als "befriedigend" ist beweispflichtig

Das Bundesarbeitsgericht hat am 18.11.2014 ein Urteil gefällt, in dem es besagt, dass wenn ein Arbeitgeber im Zeugnis angibt, dass der Arbeitnehmer seine Aufgaben "zur vollen Zufriedenheit" erfüllt hat, es sich in Anlehnung an das Schulnotensystem um die Note "befriedigend" handelt. Wenn der Arbeitnehmer eine bessere Beurteilung fordert, muss er im Zeugnisrechtsstreit seine Leistungen vortragen und gegebenenfalls beweisen. Dies gilt auch, wenn in der Branche meist gute oder sehr gute Noten verliehen werden.

Diese Entwicklung hat mehrere Gründe, darunter: manche Arbeitgeber überbewerten die Wohlwollenspflicht, manche sind konfliktscheu, Personalverantwortliche wollen sich keinen Ärger und zusätzliche Arbeit einhandeln und betrachten das Zeugnis eher als Empfehlungsschreiben als eine authentische Bewertung der Leistung. Bei einvernehmlichen Trennungen ist eine Abfindung oftmals mit einem positiven Zeugnis als Gegenleistung für den Arbeitnehmer verbunden. Außerdem stellen Arbeitgeber manchmal "Gefälligkeitszeugnisse" aus, sollte betriebsbedingt gekündigt werden, um es dem Arbeitnehmer nicht auch noch bei der Bewerbung auf einen neuen Job schwierig zu machen.

 

modernes Arbeitgeber Gebäude

 

Dieses Urteil hat in der Arbeitswelt für Diskussionen gesorgt, denn wenn die meisten Arbeitnehmer im Zeugnis eine "überdurchschnittliche" Leistung bescheinigt bekommen, erhalten dann alle anderen automatisch eine Note drei? Arbeitnehmer, die eine Note drei im Zeugnis erhalten, sind mit dieser Bewertung logischweise unzufrieden, da sie quasi nun alle in den "schlechten" Topf geworfen werden.

Damit bleibt eine ehrliche und gerechte Leistungsbeurteilung eines schlechten Arbeitnehmers weiterhin unwahrscheinlich, jedoch hat das Urteil gezeigt, dass die Arbeitnehmer kein grundsätzliches Anrecht auf ein gutes oder sehr gutes Arbeitszeugnis haben, wobei das Prinzip des "Wohlwollens" weiterhin besteht.

Fazit: Authentische Arbeitszeugnisse, vor allem wenn es um unterdurchschnittliche Bewertungen geht, sind schwierig zu schreiben und ebenso schwer ist es fertig geschriebene Arbeitszeugnisse richtig zu deuten. Die deutsche Arbeitswelt hat sich hier in eine Misere hineinmanövriert, aus der sie, trotz oder sogar wegen des Urteils, nicht mehr so leicht herauskommt und es bleibt neuen Arbeitgebern wohl nur noch der Griff zum Telefon um eine ehrliche Beurteilung eines ehemaligen Arbeitgebers zu erhalten... natürlich nur, falls es diesen noch gibt.

 

Quellen:

Recherchen u.a. in Büchern wie "Das Arbeitszeugnis" von Hein Schleßmann, "Das Arbeitszeugnis in Recht und Praxis" von Günter Huber und Waltraud Müller, "Arbeitszeugnisse in Textbausteinen" von Arnulf Weuster und Brigitte Scheer sowie eigene Erfahrungswerte durch die Arbeit für Zeugnisdeutsch.de / Zeugnisbewertung.com

Letztes Update: Januar 2024