Wie ist dieses Zeugnis zu bewerten? Bereich Pädagogik

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  • Schönen guten Tag,


    ich habe vor einiger Zeit das u.g. Zeugnis erhalten.
    Es handelte sich um eine Tätigkeit neben dem Pädagogikstudium.
    Ich kenne mich leider nur wenig mit Arbeitszeugnissen aus, ebenso wie das Umfeld, in dem das Zeugnis entstanden ist.


    Ich weiß nun aber, dass das Zeugnis von dern Formulierungen her nicht sonderlich gut ist (zumindest vermute ich das, wenn ich im Internet vergleiche), die Gesamtnote allerdings eine "2" sein soll.


    Mich würde interessieren, was die einzelnen Formulierungen in Noten ausgedrückt bedeuten würden. Ich habe nämlich mal bei der Einrichtung nachgefragt und sie meinten, das alles zwischen 2 und 3 liegt, insgesamt aber eine 2 sein soll. Ist das so? Ich lese die Formulierungen nämlich anders....



    Vielen Dank für die Hilfe!


    _______


    Herr XX , gb. am XX war in der Zeit vom XX bis XX in unserer Einrichtung in XX als pädagogische Aushilfe im Tagesdienst beschäftigt.


    Das XX ist ein diakonischer Träger der Behindertenhilfe, in der stadtweit ca. 165 Erwachsene mit geistiger Behinderung in unterschiedlichen Wohnformen betreut werden.
    In xx leben in zwei Gruppen insgesamt 16 behinderte Erwachsene unterschiedlichen Behinderungsgrades. Einige von ihnen sind zudem stark verhaltensauffällig.


    Ziel unserer pädagogischen Arbeit ist es, den BewohnerInnen die notwendigen Hilfestellungen und Unterstützungen für ein für sie möglichst selbstbestimmtes Leben zu geben.


    Die Gruppe versorgen sich weitestgehend selbst. Dies bedingt einen erheblichen Planungs- und Organisationsaufwand, da die BewohnerInnen in sämtliche Verrichtungen einbezogen werden.


    Die Arbeit in solchen Gruppen verlangt den Mitarbeitenden ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen, Geduld und Flexibilität.


    Die Beschäftigung erfolgt im Schichtsystem. Herr XX wurde durch eine Fachkraft angeleitet.


    Herr XX führte während seiner Beschäftigung u.a. folgende Tätigkeiten unte Anleitung [was nicht stimmt!]


    - Anleitung der Bewohner_innen in allen Lebensbereichen
    - ganzheitliche fördernde Pflege der BewohnerInnen
    - Begleitung der BewohnerInnen
    - Durchführung der ärztlichen Verordnungen
    - Dokumentation der Betreuung
    - Durchführung der Freizeitgestaltung


    Herr XX arbeitete je nach Bedarf in einer der beiden Wohngruppen. Hierbei zeigte er stets die notwendige Flexibilität und Kooperationsbereitschaft, welche für eine Aushilfstätigkeit im stationären Bereich der Behindertenhilfe unabdingbar sind.


    Herr XX zeichnete sich durch großes Engagement und ein hohes Maß an Belastbarkeit aus. Verlässlich, bedacht und mit viel Geduld betreute er die Bewohner.


    Herr XX berücksichtigte stets die Individualität und Würde der Bewohner und beteiligte sich an den pädagogischen Prozessen. Er konnte entsprechend der kurzen Dauer seiner Tätigkeit den Bewohnern eine positive Haltung entgegenbringen. Sie fühlten sich von ihm angenommen und erhielten eine ihrer Behinderung angemessene Unterstützung.


    Herr XX suchte stets den Austausch mit den Mitarbeitenden. Sein Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Mitarbeitenden war jederzeit korrekt. Er wurde von ihnen gleichermaßen sehr geschätzt.


    Insgesamt erlebten wir Herrn XX als einen sehr korrekten und tatkräftigen Mitarbeiter.


    Herr XX führte die ihm übertragenen Aufgaben stets zu unserer vollen Zufriedenheit aus. Er ließ Sorgfalt und Umsicht walten.


    Das Arbeitsverhältnis endet auf Wunsch Herrn XX.


    Wir danken Herrn XX für seine geleistete Arbeit und wünschen für seine berufliche und private Zukunft alles Gute und Gottes Segen.

  • Guten Tag tofulovesyou,


    vielen Dank für das Einstellen Ihres Arbeitszeugnisses, dass ich hier als Praktikumszeugnis verstehe und einordne, in unser Forum für Arbeitszeugnisbewertung und für das damit verbundene Vertrauen in unser Angebot. Ihrem Wunsch nach einer beschleunigten Bewertung möchte ich an dieser Stelle gern nachkommen.


    Im formalen Aufbau lehnt sich das vorliegende Arbeitszeugnis an den Anforderungen an ein qualifiziertes Arbeitszeugnis an. Ein solches ist gegliedert in


    • Einleitung
    • Unternehmensbeschreibung
    • Aufgabenbeschreibung (was hier wahr ist müssen sie mit dem Arbeitgeber klären, "unter Anleitung" kann hier durchaus die rechtlich sichere Formulierung sein, auch wenn das aufgrund der Abläufe nicht unbedingt den tatsächlichen Gegebenheiten entsprach)
    • Leistungsbeurteilung
    • Verhaltensbewertung
    • Schlussformel


    Dabei kann jeder Punkt in weitere Unterpunkte gegliedert sein.


    In der Gesamtbewertung erteile ich dem vorliegenden Arbeitszeugnis ein klares "Befriedigend". eine Tendenz zu "Gut" lässt sich lediglich aus der zusammenfassenden Leistungsbeurteilung ableiten.


    Grundlagen für diese Bewertung sind


    • die allgemeine Tonalität
    • die Inhalte und Attribute der bewertenden Aussagen
    • die sachliche Richtigkeit und inhaltliche Vollständigkeit innerhalb der einzelnen Bewertungsabschnitte
    • das Verwenden passender Verstärker wie "stets", "immer", "jederzeit" und ähnlicher im Zusammenhang mit bewertenden Formulierungen


    Richtig eingesetzte Verstärker machen eine bewertenden Aussage uneingeschränkt, zweifelsfrei und sicher. Fehlt hingegen ein Verstärker im Zusammenhang mit bewertenden Formulierungen, kommt es generell zu einer Abwertung um etwa eine Schulnote. Das trifft auch auf einschränkende oder abwertende Bemerkungen, auf sachlich/inhaltliche Fehler und auf offensichtlich absichtlich ausgelassene Bewertungskriterien zu.


    Hier einige detailliertere Bemerkungen zu einzelnen Passagen aus dem vorliegenden Arbeitszeugnis:


    Zitat

    Hierbei zeigte er stets die notwendige Flexibilität und Kooperationsbereitschaft, welche für eine Aushilfstätigkeit im stationären Bereich der Behindertenhilfe unabdingbar sind.


    An dieser Stelle bewerte ich mit knapp 2. Das resultiert aus dem passenden Zusammenspiel von bewertender aussage und Verstärker.


    Zitat

    Herr XX zeichnete sich durch großes Engagement und ein hohes Maß an Belastbarkeit aus. Verlässlich, bedacht und mit viel Geduld betreute er die Bewohner.


    Hier werden zwar positive Bewertungen vorgenommen, allerdings fehlen die notwendigen Verstärker. Daraus resultiert eine Bewertung mit 3.


    Zitat

    Herr XX berücksichtigte stets die Individualität und Würde der Bewohner und beteiligte sich an den pädagogischen Prozessen.


    Im ersten Teil könnte hier eine knappe 2 vergeben werden, die fehlende Bewertung zur Beteiligung an den pädagogischen Prozessen wertet hier allerdings auf 3 ab.


    Zitat

    Er konnte entsprechend der kurzen Dauer seiner Tätigkeit den Bewohnern eine positive Haltung entgegenbringen.


    Hier liegt eine klare Abwertung vor. Was hat die kurze Beschäftigungsdauer etwas mit der positiven Haltung den Bewohnern gegenüber zu tun? Hier bewerte ich mit einer 4, die sicherlich nicht so gemeint war, aber so zu verstehen ist.


    Zitat

    Sie fühlten sich von ihm angenommen und erhielten eine ihrer Behinderung angemessene Unterstützung.


    An dieser Stelle fehlen zu den bewertenden Aussagen wieder die notwendigen Verstärker = 3.



    Zitat

    Sein Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Mitarbeitenden war jederzeit korrekt.


    "Jederzeit korrekt", entspricht einer 3 und kann nur vorsichtig als knappe 2 bewertet werden.


    Zitat


    Herr XX führte die ihm übertragenen Aufgaben stets zu unserer vollen Zufriedenheit aus.


    Die zusammenfassende Leistungsbeurteilung entspricht mit "stets zu unserer vollen Zufriedenheit" einer 2. Allerdings sind die beiden Sätze vor und nach der zusammenfassenden Leistungsbeurteilung auch wieder nur eine 3 und stellen damit den Wert der zusammenfassenden Leistungsbeurteilung in Frage.


    In der Schlussformel wird bewertungsfrei nur für die geleistete Arbeit gedankt, was das "Befriedigend" aus der Gesamtbewertung unterstreicht.


    Ich hoffe, Ihnen mit dieser Arbeitszeugnisbewertung weitergeholfen zu haben.


    Ihr Zeugnishelfer