Weitere Karriere-News
Spitze: Acht von zehn Azubis werden übernommen
von Redaktion
Im Jahr 2024 zeigt der Ausbildungsmarkt in Deutschland eine komplexe Entwicklung, die durch steigende Übernahmequoten, aber auch durch eine rückläufige Zahl erfolgreich abgeschlossener Ausbildungsverträge gekennzeichnet ist. Der Anteil der ausbildungsberechtigten Betriebe hat sich seit Beginn der Corona-Krise kaum verändert und liegt bei 51 Prozent. Dies bedeutet, dass 51 Prozent der Betriebe die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllen, um auszubilden, was unter anderem die persönliche und fachliche Eignung der Ausbilder sowie ein angemessenes Verhältnis von Auszubildenden zu Fachkräften umfasst. Im Vergleich zu 2010 ist dieser Anteil um 8 Prozentpunkte gesunken, was auf eine stagnierende Ausbildungsbereitschaft hinweist.
Besonders hohe Anteile ausbildungsberechtigter Betriebe finden sich in großen Unternehmen mit 500 oder mehr Beschäftigten sowie in bestimmten Branchen wie dem verarbeitenden Gewerbe (73 Prozent) und dem Baugewerbe (66 Prozent). Im Gegensatz dazu ist der Anteil in der Gastronomie (25 Prozent) und im Bereich Verkehr und Lagerei (33 Prozent) deutlich unterdurchschnittlich. Dies deutet darauf hin, dass die Bereitschaft zur Ausbildung stark von der Unternehmensgröße und der Branche abhängt.
Leichter Rückgang der ausbildungsberechtigten Betriebe
Im Jahr 2024 bildeten 56 Prozent der ausbildungsberechtigten Betriebe tatsächlich aus, was einen leichten Rückgang von 3 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Diese Netto-Ausbildungsbetriebsquote liegt jedoch über dem Niveau der Jahre 2010 bis 2018 und entspricht dem Niveau der Jahre 2019 bis 2021. Betrachtet man die Brutto-Ausbildungsbetriebsquote, die den Anteil der ausbildenden Betriebe an allen Betrieben misst, so sank dieser Wert auf 29 Prozent, was einen Rückgang von 1 Prozentpunkt im Vergleich zum Vorjahr und 3 Prozentpunkte im Vergleich zu 2010 bedeutet.
Die Veränderungen in den Ausbildungsbetriebsquoten sind teilweise auf eine Änderung der Fragestellung im IAB-Betriebspanel 2024 zurückzuführen, was die Interpretation der Daten erschwert. Dennoch ist es plausibel, dass die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Jahr 2024, die im Vergleich zum Vorjahr gesunken ist, auch die Ausbildungsbetriebsquote beeinflusst hat. Diese Entwicklung könnte durch die anhaltende Wirtschaftsschwäche bedingt sein, die viele Betriebe dazu veranlasst hat, weniger in die Ausbildung zu investieren.
Weniger Kleinbetriebe bilden aus
Die Rückgänge in der Netto- und Brutto-Ausbildungsbetriebsquote sind insbesondere im kleinst- und kleinbetrieblichen Segment zu beobachten, während in mittelgroßen (50 bis 499 Beschäftigte) und großen Betrieben eine leichte Steigerung zu verzeichnen ist. Branchenanalysen zeigen, dass die höchsten Anteile ausbildender Betriebe im Bereich Erziehung und Unterricht, im Baugewerbe sowie im verarbeitenden Gewerbe zu finden sind. In den beiden letztgenannten Branchen ist jedoch ein leichter Rückgang im Vergleich zum Vorjahr festzustellen.
Ein zentrales Problem, das viele Betriebe daran hindert, auszubilden, ist der Mangel an geeigneten Bewerbungen. 41 Prozent der ausbildungsberechtigten Betriebe, die nicht ausbilden, geben an, dass ihnen die personellen Kapazitäten fehlen. Ein weiteres Viertel der Betriebe berichtet von Schwierigkeiten, geeignete Bewerber zu finden, insbesondere in den Bereichen Bau und Gastronomie. Diese Stellenbesetzungsschwierigkeiten schränken die Möglichkeiten der Betriebe erheblich ein, ihren Fachkräftebedarf durch eigene Ausbildung zu decken.

Das Baugewerbe sucht am öftesten erfolglos
Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze betrug 2024 33 Prozent, was einen leichten Rückgang im Vergleich zum Vorjahr darstellt, jedoch immer noch hoch ist. Die Nichtbesetzungsquote variiert stark zwischen den Branchen und Betriebsgrößen; während sie in Kleinstbetrieben bei 58 Prozent liegt, beträgt sie in großen Betrieben nur 10 Prozent. Besonders betroffen sind das Baugewerbe und die personennahen Dienstleistungen.
Die Übernahmequote von Auszubildenden erreichte 2024 mit 79 Prozent einen Rekordwert, was jedoch nicht die rückläufige Zahl der erfolgreich abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse ausgleichen konnte. Diese ist seit 2010 um 14 Prozent gesunken, während die Zahl der Übernahmen um 11 Prozent gestiegen ist. Die Diskrepanz zwischen unbesetzten Ausbildungsplätzen und der steigenden Zahl junger Menschen ohne Berufsausbildung ist auffällig.
Betriebe zeigen sich bereit, Jugendliche ohne Schulabschluss auszubilden, wenn diese einen positiven Eindruck hinterlassen oder ein Praktikum absolvieren. Besonders in Branchen mit vielen einfachen Tätigkeiten, wie Gastronomie und Baugewerbe, gibt es Potenzial für diese Zielgruppe. Eine stärkere Nutzung von Unterstützungsangeboten könnte die Einstellungschancen für benachteiligte Jugendliche erhöhen.
Nachwirkungen durch Corona
Insgesamt bleibt der Ausbildungsmarkt von den Folgen der Corona-Krise und der aktuellen Wirtschaftslage geprägt, was die Ausbildungsbeteiligung und die Besetzung von Ausbildungsplätzen betrifft. Die Herausforderungen erfordern ein Umdenken und gezielte Maßnahmen, um die Ausbildungssituation zu verbessern und den Fachkräftebedarf langfristig zu sichern.
Quelle: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)
https://iab.de/presseinfo/neuer-hoechstwert-rund-acht-von-zehn-azubis-wurden-nach-erfolgreichem-abschluss-uebernommen/