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Ist der Deutsche faul geworden?
von Redaktion

In Deutschland wird weniger gearbeitet als in vielen anderen Ländern, und die Gesamtzahl der geleisteten Arbeitsstunden könnte aufgrund des demografischen Wandels weiter sinken. Um dem entgegenzuwirken, sollten politische Maßnahmen geprüft werden, die mehr Arbeitsanreize schaffen und bestehende Hindernisse wie hohe Steuern auf Mehrarbeit oder frühe Renteneintritte überdenken.
Arbeitszeiten in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern
In Deutschland gibt es aktuell eine Diskussion darüber, wie viel gearbeitet wird. Bundeskanzler Friedrich Merz hat gefordert, dass die Deutschen wieder mehr arbeiten sollten. Eine neue Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) bestätigt seine Aussage: Im Vergleich zu anderen Ländern arbeiten Menschen in Deutschland deutlich weniger.
Laut dieser Untersuchung hat ein erwerbstätiger Deutscher im Jahr 2023 durchschnittlich 1.036 Stunden gearbeitet. Das ist weniger als in vielen anderen Ländern:
- In Griechenland arbeitet eine Person im Durchschnitt 1.172 Stunden pro Jahr
- In Polen sind es sogar 1.304 Stunden
- Neuseeland liegt mit mehr als 1.400 Stunden an der Spitze
Warum gibt es diese Debatte?
Viele Politiker betonen, dass die Zahl der arbeitenden Menschen in Deutschland so hoch ist wie nie zuvor. Tatsächlich gab es im Mai 2024 rund 46 Millionen Erwerbstätige – ein Höchststand. Doch diese Zahl sinkt seitdem, und Experten gehen davon aus, dass sie in den nächsten Jahren weiter zurückgehen wird.
Ein Grund dafür ist der demografische Wandel: In den kommenden Jahren werden viele Menschen aus der Babyboomer-Generation in Rente gehen. Laut Prognosen des IW könnten bis 2036 fast 20 Millionen Menschen in Deutschland das Arbeitsleben beenden. Gleichzeitig gibt es bei der Erwerbstätigkeit von Frauen kaum noch Spielraum für weiteres Wachstum.
Da immer weniger Menschen arbeiten werden, könnte die Gesamtzahl der in Deutschland geleisteten Arbeitsstunden sinken. Deshalb diskutieren viele Experten darüber, ob es notwendig ist, dass diejenigen, die arbeiten, mehr Stunden leisten.
Wie andere Länder ihre Arbeitszeiten erhöht haben
Andere europäische Länder haben ihre Arbeitszeiten in den letzten Jahren deutlich gesteigert. In Spanien ist die durchschnittliche Arbeitszeit pro Person seit 2013 um 15 Prozent gestiegen, in Griechenland um 21 Prozent und in Polen sogar um 23 Prozent. Deutschland hinkt hinterher: Hier sind die Arbeitsstunden nur um zwei Prozent gestiegen.
Was kann getan werden?
Ein wichtiger Ansatzpunkt ist die hohe Anzahl an Teilzeitbeschäftigten in Deutschland. Im Jahr 2023 arbeiteten hier rund 30 Prozent der Erwerbstätigen in Teilzeit, während es in Italien nur 18 Prozent und in Polen sogar nur sechs Prozent waren.
Ein Grund für die hohe Teilzeitquote in Deutschland ist das Steuersystem. Besonders Menschen mit mittleren Einkommen haben oft keinen Anreiz, mehr zu arbeiten, weil sie dann deutlich höhere Steuern zahlen müssen. Außerdem hören viele Deutsche früher mit dem Arbeiten auf, bevor sie das reguläre Rentenalter erreicht haben.
Einige Experten sind der Meinung, dass politische Maßnahmen helfen könnten, um die Arbeitszeiten zu erhöhen. Dazu könnte es gehören, Anreize für längeres Arbeiten zu schaffen und Regelungen wie die „Rente mit 63“ zu überdenken.