Arbeitszeugnis Chefarztsekretärin

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  • Guten Tag zusammen,


    kurz zum Hintergrund: Ich war 4 Jahre in einer Kinderklinik, davon 2 Jahre als Chefarztsekretärin angestellt. Die gesamte Zeit verlief unter ständigem Zeitdruck, vielen Überstunden, ich hatte massive körperliche und seelische Probleme aufgrund der Überlastung (war die letzten 4 Monate mit einer Depression krankgeschrieben). Die Aufgaben, die ich zuvor alleine zu bewältigen haben, sind mittlerweile auf zwei Sekretärinnen verteilt, weitere Aufgaben sogar auf eine Dritte.


    Demzufolge halte ich das mir zugesandte Zeugnis als eine einzige Farce. Ich kopiere hier vor allem die Textteile, welche für künftige Arbeitgeber relevant sein dürften und erwähne danach die Sätze, die meines Erachtens eine gewollte (?) Herabsetzung meiner Leistungen darstellen:


    =====================


    (...)


    Frau X überzeugte uns mit ihren umfassenden, vielseitigen und sehr guten Fachkenntnissen, die sie jederzeit sicher und zielgerichtet in der Praxis einsetzte. Sie nahm regelmäßig an unterschiedlichen fachbezogenen internen und externen Weiterbildungsseminaren erfolgreich teil.


    Besonders hervorzuheben sind ihr ausgesprochen analytisches Denkvermögen und ihre sehr rasche Auffassungsgabe.


    Frau X zeigte jederzeit hohe Eigeninitiative und identifizierte sich immer voll mit ihren Aufgaben und unserer Einrichtung, wobei sie durch ihre sehr große Einsatzfreude überzeugte. Auch unter schwierigen Arbeitsbedingungen und großem Zeitdruck bewältigte sie alle Aufgaben in guter Weise.


    Sie agierte stets ruhig, überlegt und zielorientiert und in höchstem Maße präzise. Dabei überzeugte sie stets in besonderer Weise sowohl in qualitativer als auch in quantitativer Hinsicht. Frau X war in ganz besonders hohem Maße zuverlässig. Für alle auftretenden Probleme fand sie ausnahmslos ausgezeichnete Lösungen.


    Die Leistungen von Frau X haben jederzeit und in jeder Hinsicht unsere vollste Anerkennung gefunden.


    Wegen ihres stets freundlichen, kontaktfreudigen und ausgeglichenen Wesesns wurde sie allseits geschätzt; sie förderte durchgehend aktiv die gute Zusammenarbeit und Teamatmosphäre. Ihr Verhalten gegenüber der Leting, Kolleginnen und Kollegen sowie Kundinnen und Dritter war stets einwandfrei.


    Das Arbeitsverhältnis endet auf Initiative von Frau X zum 30.06.2014. Wir bedauern dies, weil wir mit Frau X eine gute Mitarbeiterin verlieren. Wir bedanken uns für die stets guten Leistungen und wünschen ihr für die Zukunft beruflich und privat weiterhin viel Erfolg und alles Gute.


    ============================



    Was mich an diesem Absätzen irritiert, ist vor allem in Absatz 3 und im letzten Absatz zu finden:


    "Auch unter schwierigen Arbeitsbedingungen und großem Zeitdruck bewältigte sie alle Aufgaben in guter Weise."


    Hier müsste es m. E. mindestens sehr gut heißen, was auch schlichtweg der Realität entsprechen würde. Ich arbeitete nahezu jeden Tag unter Zeidruck, daher kann ich mich hier mit einem schlichten "gut" nicht identifizieren und erkenne nicht, warum man hier nur von "gut" spricht.



    "Wir bedauern dies, weil wir mit Frau X eine gute Mitarbeiterin verlieren. Wir bedanken uns für die stets guten Leistungen und (...)"


    Auch hier ist nur von einer "guten" Mitarbeiterin und von "stets guten Leistungen" zu reden. Ein derart häufige Wiederholung von (nur) guten Leistungen fühlt sich für mich wie gewollt an und angesichts meiner langen Erkrankung, die mit einem psychischen Zusammenbruch begann, kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass man diese Zeit in die Bewertung hat mit einfließen lassen.



    Mich würde sehr interessieren, wie die oben kopierten Sätze auf Sie wirken. Interpretiere ich zu viel in das (nur) gut hinein, wenn andererseits auch von "sehr gut", "ausgezeichnet" die Rede ist? Kann die Wiederholung von (nur) guten Leistungen auch auf andere (Arbeitgeber) irritierend wirken? Oder bin ich einfach nur überempfindlich?


    Tausend Dank für Ihre Einschätzung, die mir sehr wichtig ist, weil ich spüre, dass ich mich - nach nunmehr 2 Monaten aus dem Unternehmen ausgetreten) - immer noch massiv belasten und sich nach wie vor auf meine Gesundheit auswirken. Ich empfinde dieses Zeugnis als nicht ausreichend, daher bin ich froh, wenn mir jemand hier eine Einschätzung aus der Distanz geben kann.


    Herzliche Grüße!


    .

  • Guten Tag Eisenstädterin,


    vielen Dank für das Einstellen Ihres Arbeitszeugnisses in unser System und für das damit verbundene Vertrauen in unsere Dienstleistung. Aufgrund der großen Nachfrage nach dem kostenfreien Angebot kann Ihre anfrage leider erst heute beantwortet werden. vielen Dank für Ihr Verständnis! Für eine neuerliche anfrage empfehle ich Ihnen ausdrücklich die beschleunigte Bewertung. Damit haben Sie die Ergebnisse der Analyse und Bewertung innerhalb kurzer Zeit (in der Regel 1 bis 3 Werktage) vorliegen.


    Ob das Arbeitszeugnis den formalen Anforderungen an ein qualifiziertes Arbeitszeugnis entspricht, lässt sich aufgrund der gewählten Ausschnitte nicht beurteilen. Ein qualifiziertes Arbeitszeugnis besteht grundsätzlich aus


    • Einleitung
    • Unternehmensbeschreibung
    • Aufgabenbeschreibung
    • Leistungsbeurteilung
    • Verhaltensbewertung und
    • Schlussformel.


    Dabei kann jeder Punkt in einzelne Unterpunkte gegliedert sein.


    Als Ausgangspunkt einer sachlichen Bewertung nutze ich hier die Originalabschrift und beschäftige mich weniger mit den von Ihnen subjektiv negativ empfundenen Abschnitten. Nur so kann eine gewisse Objektivität aus dem gebührenden abstand heraus gewahrt bleiben.


    In der Gesamtbewertung bewerte ich das vorliegende Arbeitszeugnis mit einem "Gut", Tendenzen zu "Sehr gut" sind vorhanden. Kleinere Abweichungen zu "Befriedigend" in einzelnen Passagen lassen eine Neigung zu "Gut" zu. Damit gehört das Arbeitszeugnis durchaus zu den besseren Arbeitszeugnissen, wobei sich von hier aus nicht einschätzen lässt, wie Ihre Leistungen und Ihr Verhalten konkret einzuschätzen sind.


    Grundlagen für diese Bewertung sind


    • die allgemeine Tonalität
    • die Inhalte und Attribute der bewertenden Aussagen
    • die Vollständigkeit und sachliche Richtigkeit innerhalb der einzelnen Bewertungsabschnitte und
    • das Verwenden von passenden Verstärkern wie "stets", "jederzeit", "immer" und ähnlicher im Zusammenhang mit bewertenden Formulierungen.


    Solche Verstärker machen eine bewertende Aussage uneingeschränkt, zuverlässig und sicher. Fehlt ein Verstärker im Zusammenhang mit einer bewertenden Formulierung, kommt es generell zu einer Abwertung um etwa eine Schulnote. Das trifft auch auf einschränkende oder abwertende Bemerkungen und auf sachlich fehlerhafte Inhalte oder offensichtlich absichtlich ausgelassene Bewertungskriterien zu.


    Hier einige detailliertere Bemerkungen zu einzelnen Passagen aus dem vorliegenden Arbeitszeugnis:


    Zitat

    Frau X überzeugte uns mit ihren umfassenden, vielseitigen und sehr guten Fachkenntnissen, die sie jederzeit sicher und zielgerichtet in der Praxis einsetzte.


    Eingangs der Leistungsbeurteilung werden Ihre allgemeinen Leistungsvoraussetzungen bewertet. Hier kann eine knappe 1 vergeben werden, Verstärker sind an dieser Stelle nicht zwingend erforderlich.


    Zitat

    Sie nahm regelmäßig an unterschiedlichen fachbezogenen internen und externen Weiterbildungsseminaren erfolgreich teil.


    Ihre Weiterbildungsbestrebungen und -erfolge bewerte ich mit 2.


    Zitat

    Besonders hervorzuheben sind ihr ausgesprochen analytisches Denkvermögen und ihre sehr rasche Auffassungsgabe.


    Auch für diesen Passus kann eine klare 2 erteilt werden.


    Zitat

    Frau X zeigte jederzeit hohe Eigeninitiative und identifizierte sich immer voll mit ihren Aufgaben und unserer Einrichtung, wobei sie durch ihre sehr große Einsatzfreude überzeugte.


    Ihre Initiative und Identifikation kann mit einer klaren 2 eingestuft werden. Dafür stehen Formulierungen wie "jederzeit hohe Eigeninitiative", "identifizierte sich immer voll" und "sehr große Einsatzfreude".



    Zitat

    Auch unter schwierigen Arbeitsbedingungen und großem Zeitdruck bewältigte sie alle Aufgaben in guter Weise.


    An dieser Stelle muss eine 3 erteilt werden, da zu "in guter Weise" ein passender Verstärker fehlt, so dass aus Gut Befriedigend wird. Diese Problematik haben Sie in Ihren Bemerkungen richtig wahrgenommen, wenngleich auch fälschlicherweise als 2 eingeschätzt.


    Zitat

    Sie agierte stets ruhig, überlegt und zielorientiert und in höchstem Maße präzise.


    Ihre Arbeitsweise bewerte ich mit 2, tendenziell mit 1. Für eine klare 1 fehlt im zweiten Satzteil ein passender Verstärker zu "in höchstem Maße präzise".


    Zitat

    Dabei überzeugte sie stets in besonderer Weise sowohl in qualitativer als auch in quantitativer Hinsicht.


    Was unter "überzeugte" zu verstehen ist, bleibt an dieser Stelle offen. Es kann davon ausgegangen werden, dass hier eine 2 angepeilt war.


    Zitat

    Frau X war in ganz besonders hohem Maße zuverlässig. Für alle auftretenden Probleme fand sie ausnahmslos ausgezeichnete Lösungen.


    Für diesen Passus darf mit einer knappen 1 bewertet werden. Dafür stehen die Superlative in den Formulierungen.


    Zitat

    Die Leistungen von Frau X haben jederzeit und in jeder Hinsicht unsere vollste Anerkennung gefunden.


    Die zusammenfassende Leistungsbeurteilung entspricht mit "jederzeit und in jeder Hinsicht unsere vollste Anerkennung" einer unmissverständlichen 1.


    Zitat

    Ihr Verhalten gegenüber der Leting, Kolleginnen und Kollegen sowie Kundinnen und Dritter war stets einwandfrei.


    Die Verhaltensbewertung erhält mit "stets einwandfrei" eine klare 2.



    Die Formulierungen in der Schlussformel legen insgesamt eine Bewertung mit "Gut" nahe und unterstützen die von mir wahrgenommene Gesamtbewertung.


    Ich hoffe, Ihnen mit dieser Bewertung weitergeholfen zu haben.


    Ihr Zeugnishelfer